„First light“ am 27. Februar 2022

Am 27. Februar 2022 war es endlich soweit. Montierung und Steuerung an meinem Standort in Oberwiesenthal waren fertig eingerichtet und nach einigen Vorarbeiten konnte diese erste klare Nacht nach einer langen Schlechtwetterphase endlich für Beobachtungen und Tests genutzt werden

Zum Einsatz kam mein 80/600 ED-Refraktor und ich prüfte zunächst nochmals die korrekte Ausrichtung der Montierung auf den Himmelsnordpol. Hier musste aber aufgrund einer nicht richtig festgezogenen Stellschraube neu justiert werden, was mittels der Software Sharpcap und einer QHY 5-III 462 C – Kamera recht schnell erledigt war. Die Ausrichtung ist trotz der recht groben Einstellmöglichkeiten an der ALT-5 ADN-Montierung in Azimut und Höhe doch ganz passabel geworden.

Ausrichtungsgenauigkeit der Stundenachse auf den Himmelsnordpol

Die Montierung positioniert nun genau auf das ausgewählte Himmelsobjekt und führt perfekt nach.

Eigentlich war ein Test mit einer CCD-Kamera am 80/600 ED-Refraktor noch nicht geplant, aber ich hatte noch Zeit und Versuch macht klug. Meine Moravian G2-1600 CCD-Kamera passt zwar hinsichtlich der Pixelgröße (9 my) nicht zum Refraktor. Bei 600 mm Brennweite entspricht das einer Auflösung von rund 3 Bogensekunden pro Pixel und ist somit deutlich im sogenannten „undersampling“. Das geht auf Kosten der Auflösung.

Für einen ersten Test, ob Aufnahmekamera, Autoguider, Steuerung und Montierung mit Aufnahme- und Steuersoftware zusammenwirken, wurde die „Needle-Galaxy“, NGC 4565 im Sternbild Haar der Berenice (Coma Berenicis) aufgesucht und erste Bilder aufgenommen. Um wirklich punktförmige Sterne zu erhalten, muss das Teleskop mit der Kamera der Erddrehung nachgeführt werden. Das erledigt der Antrieb der Montierung. Um dieses „Nachführen“ so exakt wie möglich zu erledigen, wird mit einer zweiten Kamera an einem zweiten kleinen Teleskop ständig automatisch die Position eines sogenannten Leitsterns gemessen und die Abweichungen von der SOLL-Position durch die Montierung korrigiert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Sterne sind punktförmig und es war eine Freude der Nachführkontrolle auf dem Monitor zuzusehen. Nur minimalste Abweichungen.

Needle-Galaxie NGC 4565 im Sternbild Haar der Berenice (Coma Berenicis)

Im Bildzentrum ist die lang gestreckte Form von NGC 4565 gut zu erkennen. Auch das Staubband mit Verdickungen entlang der Achse der Galaxie ist gut zu erkennen. Für dieses Bild wurden zwei Aufnahmen mit einer Gesamtbelichtungszeit von 7 min kombiniert. NGC 4565 ist eine Sterneninsel im All, etwas größer als unsere Milchstraße. Wir sehen das Licht von 120 Milliarden Sonnen aus einer Entfernung von 39 Millionen Lichtjahren.

Aufnahme mit Objektbezeichnung

Nachfolgend noch weitere Informationen zu den wichtigsten Objekten auf dieser Aufnahme:

  • NGC 4565 Needle-Galaxie: 120 Mrd. Sonnenmassen, Entfernung 39 Mio. Lichtjahre, visuelle Helligkeit: 9.08 mag
  • NGC 4562: Galaxie in 36 Mio Lichtjahren Entfernung, visuelle Helligkeit: 14.37 mag
  • IC 3546: Galaxie in 310 Mio. Lichtjahren Entfernung, visuelle Helligkeit: 14.6 mag
  • IC 3543: Galaxie in 280 Mio. Lichtjahren, visuelle Helligkeit: 15.8 mag

Mit nur 7 min Belichtungszeit mit einem relativ kleinen Teleskop aber einer empfindlichen CCD-Kamera gelang beim „first light“ (erstes Licht) der Sternwarte Oberwiesenthal ein wirklich schon tiefer Blick ins Weltall.

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Veröffentlicht von funastro63

webmaster drebachsouth.net

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